Meinungsspektrum

Was ihr nicht über Social Media wusstet

Viele kennen es: Den ganzen Tag über wird regelmäßig das Smartphone gecheckt. Egal ob direkt nach dem Aufwachen, vor der Schule, während der Pausen oder vor dem Schlafengehen. Hat mir jemand geschrieben? Gibt es etwas Neues auf Instagram? Hat jemand auf Snapchat neue Stories hochgeladen? Was wurde auf Twitter veröffentlicht? Gibt es irgendwelche neuen Kommentare zu meinem Bild, das ich letztens hochgeladen habe? Welches Video schaue ich mir vor dem Schlafengehen nochmal auf YouTube an…? Und schon sind kostbare Stunden des Tages vorbei, die man nur in den sozialen Medien und am Smartphone verbracht hat.  

Wenn viele an Social Media denken, sehen diese meist die vielen Vorteile und Möglichkeiten, die sie mit sich bringen. Sie vergessen jedoch die große Kehrseite davon. Selbst eigene Mitarbeiter verlassen solch große Unternehmen, wie Facebook, wegen ethischer Bedenken. Selbst diese distanzieren sich davon, was sie selbst unabsichtlich erschaffen haben. 

Google ist nicht nur eine Suchmaschine. Facebook, Instagram und Twitter sind nicht nur Internetseiten. Es sind alles Unternehmen die um deine Aufmerksamkeit wetteifern, um dann den größtmöglichen Gewinn aus ihren Usern, also dir, zu schlagen. Ihr Geschäftsmodell besteht darin, den Internetnutzer an ihre Plattform zu fesseln und so viel Zeit wie möglich von diesem geschenkt zu bekommen. Für uns scheinen die Plattformen alle gratis, sie werden jedoch alle durchgehend von Werbung finanziert, die wir dann alle zu Gesicht bekommen. Deswegen werden wir als Nutzer vor allem als eine Art von Produkt gebraucht, indem wir diesen Unternehmen und ihren digitalen Angeboten unsere Aufmerksamkeit schenken und uns von dieser Werbung beeinflussen lassen. Dadurch verändert sich das Verhalten und die Wahrnehmung unseres Empfindens. 

Damit die Unternehmen ihren maximalen Erfolg aus einer Person schlagen können, benötigen sie die größte Dichte an Informationen und Daten von uns als ihr sogenanntes „Produkt“: Wie lange siehst du ein bestimmtes Bild an? Was gefällt dir? Welcher Typ bist du?  Wo befindest du dich?                                                                                                                                                                           

Alle diese Daten werden gespeichert, allerdings nicht, wie viele lange behaupteten, verkauft. Deine Daten sind nämlich alle viel zu kostbar, um sie zu verkaufen. Sie werden schließlich von den Algorithmen selbst benötigt, um Modelle zu entwickeln, die wiederum das Handeln einer Person vorhersagen können. Vor allem geht es hier um das Kaufverhalten.  Alle technologischen Firmen beabsichtigen dabei, drei Ziele zu erreichen: Die Aktivitätszeit zu erhöhen, Wachstum zu generieren und mit Hilfe von viel Werbung enorm viel Geld zu verdienen. 

Um all diese Ziele verwirklichen zu können, wird Psychologie technologisch ausgenutzt. „Persuasive Technology“ (Überzeugende Technologie) wird die Methode genannt, die den Usern unbewusst Gewohnheiten einpflanzen soll, beispielsweise wie das „Scrollen durch den Feed“. So wird man indirekt im Bewusstsein umprogrammiert. Die Technologie ist somit manipulationsbasiert und suchtbasiert geworden, da wir als Menschen Gewohnheiten nur schlecht ablegen können und dann immer das Bedürfnis besitzen, an das Smartphone zu greifen.             

Social Media ist eben deshalb in der heutigen Zeit, wie eine Droge für die Menschen geworden.  Allein das Gefühl, sich mit anderen Menschen zu verbinden und mit ihnen in jeglicher Art zu kommunizieren, löst das Glückshormon Dopamin auf unserer Belohnungsebene aus. Dadurch bekommt der Körper positive Emotionen zu spüren. Um dieses positive Gefühl nun aufrechterhalten zu können, geht man also unbewusst wiederholt auf solche Internetplattformen, wie Twitter, Instagram und Snapchat. 

Weiterhin stellt somit nicht nur das Suchtpotenzial einen negativen Effekt dar, sondern auch die Beeinflussung der Identität einer Person. Viele reizt die soziale Anerkennung durch Likes, Herzen und Daumen. Man kommt unbewusst in einen Teufelskreis, immer mehr zu posten, nur um sein eigenes Bewusstsein mit Scheinkomplimenten zu füttern. Auch hier werden immer wieder Glückshormone im Körper ausgeschüttet. Dieser Vorgang beeinflusst nicht nur die Identität, sondern auch das Selbstwertgefühl von besonders jungen Menschen. Wie kann denn sonst „Snapchat Dysmorphia“, bei der sich Teenager durch chirurgische Eingriffe gezielt so verändern wollen, dass sie ihren gefilterten Selfies gleichen, in unserer Gesellschaft immer populärer werden? Nicht selten kommt es dabei zu Depressionen oder Selbstisolation.   

Die gesamte Generation Z ist schon in jungen Jahren mit den Sozialen Medien in Kontakt geraten. Im Vergleich zu anderen Generationen ist diese deutlich ängstlicher und depressiver als andere jemals zuvor. Es gab eine rapide Zunahme an Angststörungen und Depressionen. Besonders im Alter von 10 bis 14 Jahren hat sich die Selbstmordrate fast verdoppelt. Das Unheimliche dabei ist nicht nur die große Beeinflussung, sondern auch die vollkommene Kontrolle unseres Gehirns, durch die Algorithmen, die dein Handeln berechnen.                                   

Hast du dich eigentlich gefragt, warum dir bestimmte Inhalte gezeigt werden? Was viele nicht wissen ist, dass große Internetplattformen nicht nur mit Hilfe von Werbung dein Kaufverhalten steuern, sondern auch gewisse Inhalte in eine bestimmte Richtung lenken können, um bestimmte Meinungen und Informationen im Bewusstsein der Menschen zu verbreiten. Deswegen ist auch der „Suchfeed“ von Google an jedem Ort anders. Ebenso wie Facebook: Facebook tut so, als hättest du die Wahl, wer deine Freunde sind, wem du folgst und was genau du in deinem Feed siehst. Aber in Wahrheit entscheidet Facebook allein über deinen Newsfeed, unabhängig davon, ob es Fake News sind. Das Internet ist somit auch ein Instrument. Wie sonst konnten auch Verschwörungstheorien, wie die „flat earth conspiracy“, die besagt, dass die Erde flach sei, so viel Reichweite erzielen? Indem der Algorithmus immer wieder millionenfach Verschwörungstheorien teilt, überzeugt er gleichzeitig Hunderte von ihrem angeblichen Wahrheitsgehalt. Aber solche Infos werden nicht wahllos an die Menschen verteilt! Bestimmte Menschen, die schon zu einer bestimmten Meinungsgruppe gehören, werden explizit dafür ausgesucht.  Fake News verbreiten sich demnach 6-mal schneller als die Wahrheit. Die Wahrheit ist für die Menschen schlichtweg zu langweilig.     

Aber warum stoppen diese großen Unternehmen Fake News nicht?  Zunächst haben diese Unternehmen einerseits schon längst die Kontrolle über das Geschehen verloren. Ein jeder kann beliebige Theorien im Internet veröffentlichen. Jeder Mensch hat seine eigene geschaffene Wahrheit. Google weiß dabei nicht, was wahr oder falsch ist. Es ordnet die Informationen nur den passenden Nutzern zu. Aber das System selbst bevorzugt auch eher falsche Informationen. Sie werden mehr angeklickt und bringen mehr Geld ein als die Wahrheit. Hier wird Profit aus Desinformation geschlagen. Propaganda kann so leichter verbreitet werden, was in vielen Situationen schnell gefährlich werden kann. 

Heißt das jetzt, dass Social Media und ihre Technologien eine grundlegende Bedrohung für die Menschen darstellen? Nein! Alles im Leben ist sowohl Fluch als auch Segen. Man sollte nur lernen damit umzugehen. Du solltest dir bewusstwerden, inwieweit Social Media dich und dein Verhalten beeinflussen kann. Das größte Herausforderung ist, dass die heutigen Technologien Chaos, Einsamkeit und mentale Probleme hervorrufen können, wenn man sich ihnen komplett überlässt und ihre Methoden nicht hinterfragt.  

Vera Schef 

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