Vom Zusammenhang zwischen Klausuren und dem Burnout
Die Klausurenphase ist für fast alle Schüler:innen ein zentraler Begriff. Zwar heißt es in der Sekundarstufe I noch „Arbeit“ oder „Lernkontrolle“ statt „Klausur“, doch bestimmte Wochen-Phasen, in denen man mehr dieser Abfragen – wie auch immer man sie jetzt nun nennen mag – schreibt, kennt vermutlich jede:r Lernende.
Während dieser Zeit kommt man besonders als Ober- oder Mittelstufenschüler:in kaum zu etwas Anderem als zum Lernen. Hier gilt nämlich ebenfalls zu bedenken, dass vor allem ältere Schüler:innen bereits arbeiten und dementsprechend noch weniger Zeit zur freien Verfügung haben. Noch weniger Zeit für sich selbst.
Wer keine oder nur sehr wenig Zeit für sich selbst hat, hat kaum Chancen einen Ausgleich zu all dem Stress zu schaffen.
Morgens wird von uns für gewöhnlich erwartet, um 7:40 Uhr – spätestens – an der Schule zu sein. Wach, ausgeglichen und “bereit, fürs Leben zu lernen”. “non vitae sed scholae discimus” („wo sind meine Lateiner?“ ~ Jede Lehrkraft mindestens einmal in ihrem Leben)
So bleibt es den Tag über bis mindestens 13 Uhr.
In oft zu kleinen Räumen soll man dann über 60 Minuten, 90 Minuten, in der Oberstufe teils auch 140 Minuten konzentriert bleiben und eine Klausur schreiben, die mit etwas Pech über die Endjahresnote entscheidet.
Am nächsten oder übernächsten Tag: Der gleiche Ablauf.
Während dieser 2 oder 3 Wochen kommen viele gegen 14 Uhr nach Hause, machen sich dann etwas zu essen. Anschließend benötige zumindest ich eine Art Pause. Hausaufgaben oder etwas Anderes für die Schule kann ich dementsprechend erstmal nicht machen. Schon bald danach müssen Viele an meistens zwei oder drei Nachmittagen arbeiten. Bis man dann wieder zu Hause ist, ist es oft schon dunkel, man ist erschöpft und müde.
Zwar ist man dann noch oft in der Lage, seine Hausaufgaben zu erledigen, doch wenn dann auch noch das Lernen für Arbeiten dazu kommt, sind fast alle Lernende entweder großem Stress ausgesetzt oder akzeptieren eine schlechtere Note, als unter anderen Umständen möglich gewesen wäre.
So oder so entsteht eine psychische Belastung. Überspitzt ausgedrückt: Bis zum Abi steht man kurz vor dem Burnout – eine Vision, die für manche Schüler:innen tatsächlich zur Realität werden kann.
Dass der Durchschnitt der Gesellschaft häufiger an psychischen Erkrankungen leidet als noch vor zwei- oder dreihundert Jahren ist ein Fakt. Das liegt unter anderem am Stress, dem man tagtäglich ausgesetzt ist.
Hier gilt zu Bedenken, dass der Körper bei Stress Cortisol ausschüttet. Ein Hormon – ein Botenstoff – das für Flucht- beziehungsweise Kampfimpulse sorgt: Man ist aufgeregt, der Blutdruck sowie der Puls steigt. Abgebaut wird das Hormon durch Bewegung – Mangelware, nicht nur für Arbeitende im Büro, sondern auch für viele Schüler:innen.
Durch diesen für Viele andauernden Stress kommt es zu einem Erschöpfungszustand. Umgangssprachlich gesagt: All das führt zum Burnout – eine Beschreibung eines Krankheitsbildes, das überraschenderweise nicht einmal als offizielle Diagnose anerkannt ist.
Dass alle Schüler:innen wegen einer Klausurenphase direkt ein Burnout bekommen, ist natürlich übertrieben. Dennoch führen die vielen Arbeiten bei den Meisten dazu, dass sie sich unter Druck gesetzt und gestresst fühlen.
Natürlich kann ich nachvollziehen, dass die Arbeiten aus strukturellen Gründen ungefähr im gleichen Zeitraum geschrieben werden müssen. Immerhin ist es ja logisch, dass die meisten Lehrer ungefähr die gleiche Zeit benötigen, um genug Inhalt für eine Klausur zu vermitteln. Dennoch hielte ich es für angebracht, dass hier aus genannten Gründen besonders auf die Schülerschaft Rücksicht genommen würde. Das könnte man beispielsweise umsetzen, indem man öfter auf Ersatzleistungen zurückgriffe oder die Klausuren zumindest ein wenig zu verteilen. Eine weitere Möglichkeit, die zumindest mir schon sehr viel weiterhelfen würde, wäre es, uns die genauen Themen der Abfrage zu nennen, damit man immerhin einen begründeten Anhaltspunkt erhalten würde, was man lernen sollte. Auch besondere Schwerpunkte der Klausur würden das Schülerleben erleichtern.
Insgesamt bin ich der Meinung, man sollte dem Thema sehr viel mehr Aufmerksamkeit schenken und versuchen, Präventionsmaßnahmen zu entwickeln. Außerdem sollten Schüler:innen sehr viel mehr Unterstützung erhalten, wenn ihnen nur aufgrund der Schule eine so große psychische Belastung droht.
Johanna Bonin