Meinungsspektrum

Gleichberechtigung – Gegenwart oder Zukunft?

„Sie wissen ja, eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?“ 

Das ist ein Zitat einer Doktor Oetker Werbung aus dem Jahr 1954. Seitdem hat sich in Sachen Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen sehr viel getan. 

Trotzdem gibt es immer noch typische „Frauenberufe“, wie z.B. Erzieherin oder Sekretärin, es gehört sich nicht, wenn Männer ein Kleid oder einen Rock tragen oder sich schminken und Frauen werden im Durchschnitt weniger bezahlt als Männer. 

Denn auch nach vielen Jahren, in denen im Grundgesetz wörtlich steht:  

“Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden” und “Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin”, gibt es in Deutschland noch keine Gleichberechtigung. 

Laut dem Statistischen Bundesamt wurden Frauen 2019 durchschnittlich 20% weniger bezahlt als Männer. 2006 lag diese Zahl bei 23%.  

Die Ursachen für eine derartige Diskriminierung sind unterschiedlich.  

Frauen sind traditionell immer noch für die Familie zuständig. Von allen berufstätigen Personen, die ein Kind im Alter von bis zu drei Jahren haben, sind 42,2% der Frauen in Elternzeit, jedoch nur 2,9% der Männer. Nach der Elternzeit arbeiten viele Mütter dann auch nur in Teilzeit, um nachmittags für das Kind da sein zu können.  

Oftmals arbeiten Frauen in sozialen Arbeitsbereichen, wie zum Beispiel in der Pflege oder als Erzieherin. Berufe, die deutlich schlechter bezahlt werden als Jobs zum Beispiel in der Wirtschaft- einer Branche, die von Männern dominiert wird. Wahrscheinlich liegt das an den Eigenschaften, von denen die Gesellschaft meint, jede Frau hätte sie. So ist der Gedanke verbreitet, Frauen seien eher fürsorglich, empathisch, und nicht durchsetzungsfähig; während Männer eher verantwortungsbewusst, intelligent und selbstbewusst seien. Demnach wäre es nur logisch, dass Frauen für die Familie und für scheinbar einfachere Aufgaben verantwortlich sein müssten und Männer in die Wirtschaft oder Wissenschaft gehörten, sowie für die körperliche Arbeit zuständig seien.  

Obwohl diese Meinung eigentlich schon von sehr vielen Menschen als absolut falsch erkannt wurde, sind noch immer doppelt so viele Männer wie Frauen in Führungspositionen vertreten. 

Diese Statistik wurde EU-weit durchgeführt, Deutschland liegt hierbei im unteren Drittel. 

Aufgrund dieser Ungleichheit wurde 2016 ein Gesetz beschlossen, was besagt, dass in jedem Unternehmen an der Börse oder im öffentlichen Dienst eine Frauenquote eingeführt werden muss. Wie hoch der Anteil eines Geschlechts sein muss, darf vom Unternehmen selbst festgelegt werden. Im öffentlichen Dienst sollen bis 2025 die Hälfte der Führungspositionen mit Frauen besetzt werden. 

Diese Verordnung musste viel Kritik einstecken. Das Hauptgegenargument war, dass dann viele Frauen eigentlich ungerechtfertigt eingestellt werden, jedoch aufgrund der Quote dennoch ein Jobangebot erhalten. Dabei sollte es bei solch wichtigen Posten definitiv um die Qualifikation der Bewerber und nicht das Geschlecht gehen. Jedoch ist das oft nicht der Fall: In manchen Branchen werden öfter Frauen eingestellt, in manchen eher Männer. Das liegt aber teilweise auch daran, dass es in vielen Branchen mehr Bewerberinnen als Bewerber gibt und umgekehrt. Demnach kann es also manchmal auch schwierig sein, sich an die Vorgaben zu halten.  

Viele Parteien des Bundestags haben sich ebenfalls das Ziel gesetzt, die Verteilung der Geschlechter bei 50% zu halten. So versuchen die Grünen, abwechselnd eine Frau und dann einen Mann auf die Wahlliste zu setzen. Die CSU hat eine Quote von 40% festgelegt, im Vorstand sogar von 50%. Bei der SPD gilt bereits seit 1988 das Ziel, den Anteil eines Geschlechts bei 40% zu halten. So oder so ähnlich halten es auch die meisten anderen Parteien- bis auf FDP und AfD, die eine derartige Förderung der Gleichberechtigung für unnötig halten. 

Um dem Ziel der Gleichberechtigung einen relativ großen Schritt näher zu kommen, versuchen viele seit einer Weile, eine geschlechterneutrale Sprache einzuführen. So gibt es mittlerweile viele verschiedene Varianten, gleichstellend zu sprechen bzw. zu schreiben. Ein Beispiel: Bei dem Wort „Schüler“ kann man zum einen natürlich die Form „Schülerinnen und Schüler“ wählen. Auch ist allerdings „Schüler*innen“ bzw. „Schüler:innen“ möglich. Das Sternchen und der Doppelpunkt schließen jedoch die vielen anderen Geschlechter, wie beispielsweise non-binär oder genderfluid, ebenfalls mit ein, was bei der ersten Form nicht der Fall ist. Das Sternchen beim Gendern ist allerdings noch nicht sehr verbreitet, weswegen meistens nur die männliche und weibliche Form genannt wird. 

Abschließend lässt sich sagen, dass Deutschland in Sachen Gleichberechtigung schon deutlich weiter ist als noch vor ungefähr 70 Jahren, jedoch ist es noch ein langer Weg bis zu einem vollständigen Ende der Diskriminierung. 

Johanna Bonin 

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