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Flohmarkt des Grauens

Es war ein sonniger Samstagmorgen, ein wirklich selten schönes Wetter im September. Olivia saß in ihrem Zimmer und spielte mit ihren Puppen. Dann hörte sie Schritte die sich schnell rennend auf ihr Zimmer zu bewegten. Sie rollte mit den Augen, als jemand ihre Zimmertür aufriss. Ihr kleiner Bruder Marlon stand in der Tür und rannte auf Olivias Bett zu. Sie wusste, dass er ihre Puppen haben wollte und brachte sie deshalb in Sicherheit. Allerdings rutschte ihr eine aus den Händen und sofort nahm er sie an sich. „Gib sie mir zurück Marlon“ fing sie an zu rufen und wollte die Puppe aus seinen kleinen Händen zerren. „Liv jetzt gib ihm doch mal eine von deinen Puppen.“ hörte sie ihre Mutter aus der Küche rufen, doch es war schon zu spät. Der Kopf ihrer Puppe fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Boden. Sie schrie ihn wieder an und er rannte weinend aus dem Zimmer.
Später am Abend kam Olivias Vater in ihr Zimmer. „Liv, wir gehen morgen wegen des schönen Wetters auf den Flohmarkt. Vielleicht findest du was.“ Olivia war immer noch genervt aber nickte stumm. Die Sonnenstrahlen weckten sie früh am Morgen, ihre Familie schlief noch. Als sie sich umziehen wollte, sah sie den Kopf ihrer Puppe auf dem Boden und dachte nach. Mittlerweile war es nicht mehr so schlimm dachte sie, sie würde vielleicht eine auf dem Markt finden. Etwa eine Stunde später fuhren sie zum Flohmarkt. Ihre Mutter gab ihr eine Stunde den Markt zu erkunden und schöne Sachen zu finden. „Nimm doch bitte Marlon mit, Olivia.“ Olivia versuchte dagegen anzukommen, aber musste einsehen, dass sie ihn mitnehmen musste. Sie waren etwa zehn Minuten herumgelaufen, da sprang ihr Bruder auf und ab. „Liv, Liv! Ich will Zuckerwatte!“, rief er und deutete auf einen pinken Stand fünf Meter entfernt. Als Olivia diesen ansah, fiel ihr direkt etwas ins Auge. Vor ihnen stand ein alter Zirkuswagen, davor aufgebaut ein Stand mit hunderten Puppen. Sie erklärte Marlon, sie mache kurz einen Abstecher dorthin und zog ihn mit. Aus einer kleinen Kammer trat eine alte Frau hervor. „Hallo, mein Kindchen“ sagte sie mit einer knorrigen Stimme. Olivia trat einen Schritt näher und fragte, woher sie so viele Puppen habe. „Selber habe ich sie gemacht.“ Sie war erstaunt, denn die Puppen sahen sehr realistisch aus. Sie wollte eine kaufen, doch hatte nicht genug Geld dabei. Also fragte Olivia, wie lange sie noch hier sein würde. „Noch 2 Tage, mein Kind.“ Sie antwortete, sie würde morgen wiederkommen und ging schon zu dem Zuckerwattenstand, aber ihr Bruder blieb stehen. Olivia drehte sich um und sah, wie die alte Frau ihm einen Keks gab. Sie kehrte um und zerrte Marlon mit sich. Die Frau hielt ihn aber fest und sah Olivia in die Augen. „Wenn du mir deine Adresse sagst, kann ich sie dir morgen Abend vorbeibringen.“ Olivia gab ihr also die Adresse. Während die alte Frau sie aufschrieb, fiel ein kleines Döschen auf den Boden. Olivia hob es auf und erkannte durchsichtiges Gel. Sie war etwas verwirrt aber gab es der Frau wieder.
Als sie sich also Zuckerwatte gekauft hatten, gingen sie zurück zu ihren Eltern, die schon auf sie warteten. Olivia erzählte ihnen von der Frau und dass sie am Abend vorbeikommen würde. Sie waren etwas misstrauisch doch vertrauten ihrer Tochter. Alle aßen gemeinsam zu Abend, als es an der Tür klingelte. Olivia und ihr Bruder rannten hin und öffnete der alten Frau, während ihre Eltern weiter aßen. Die alte Frau gab ihr die Puppe und Olivia betrachtete sie glücklich. Sie ging in ihr Zimmer, um die Puppe zu den anderen zu stellen. Marlon kam nach einigen Sekunden auch hoch. Allerdings war er nicht aufgedreht – wie sonst immer – sondern wirkte schlapp. Olivia rief ihre Mutter, während sie seine Stirn fühlte. Sie war heiß, aber seltsamer war es, dass sie klebrig war. Sie dachte, es wäre vom vielen Rennen oder einfach nur Erschöpfung, aber ihre Mutter sagte, dass er zum Arzt müsse.
Dort angekommen war sein Gesicht weiß wie Kreide. Nicht einmal der Arzt konnte erkennen, was los war. Marlon blieb also im Krankenhaus, aber Olivia bestand darauf, bei ihm zu bleiben. Die

Krankenschwester brachte ihr ein feuchtes Tuch, das sie auf seine Stirn legen sollte. Als sie es wieder herunternehmen wollte, klebte es fest. Olivia fasste an seine Stirn und ein klebriges Gel blieb an ihren Händen haften. Sie erinnerte sich an die alte Frau und wollte zu ihr. Dort angekommen, stand sie mit einem identischen Gel vor einer Puppe. Ihr gefror das Blut in den Adern, als sie sie sah. Das Gesicht war identisch mit dem von Marlon. Sie fing an zu verstehen, während die alte Frau sich schon mit einem funkelnden Grinsen vor sie stellte. „Nun mein Kind, jetzt weißt du wie meine Puppen so realistisch wirken.“
Olivia rannte in den Zirkuswagen, doch stoppte abrupt. Ein kleines Zimmer. Hunderte von Menschen waren dort aufgereiht. Niemand von ihnen hatte ein Gesicht.
Sie ahnte, was gerade mit Marlon passierte, wollte wegrennen. Doch Olivia rannte der Frau nur in die Arme. Sie hatte eine Tube mit dem Puppengel in der Hand.
Noch am selben Tag besuchte die Frau Marlon. Sie hatte eine große Plane dabei. Als sie ankam, war Marlon schon nicht mehr am Leben. Sie wickelte seinen toten, gesichtslosen Körper in die Plane ein und floh aus dem Krankenhaus.
Bis heute weiß niemand, was damals mit Olivia und Marlon geschah oder gar wo die alte Frau nun haust. Doch alle sind sicher, dass der Schrecken noch kein Ende hat.

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