Meinungsspektrum

Ein Neuanfang für Amerika

Über die Wahl, ihre Sieger und Verlierer und wie es jetzt weitergeht

Am 3. November 2020 war es wieder so weit: Der Präsident der USA wurde gewählt und die ganze Welt verfolgte angespannt die Ergebnisse dieser Präsidentschaftswahl: Soll Republikaner und 45. Präsident Donald Trump oder Demokrat und ehemaliger Vizepräsident Joe Biden der nächste Amtsträger Amerikas sein? Am Samstagabend, den 7. November, vier Tage nach Wahlbeginn, stand das Ergebnis fest: Joe Biden gewinnt die Wahl mit einem Vorsprung von ca. 6 Millionen Stimmen und insgesamt 306 Wahlleutestimmen.  

Anders als in Deutschland, gilt in dem amerikanischen Wahlsystem das Prinzip „the winner takes it all“, indem jeder der 50 Bundesstaaten eine bestimmte Anzahl von Stimmen der Wahlleute („electoral votes“) zugesprochen bekommt, gemessen an der Anzahl der EinwohnerInnen. Diese zugeordneten Wahlmännerstimmen gehen an den Kandidaten, welcher die Mehrheit in dem jeweiligen Staat gewonnen hat. Zum Beispiel besitzt der Staat Kalifornien 55 Wahlmännerstimmen, die 2020 mit einer Mehrheit von ca. 54 % der Stimmen alle an Joe Biden gingen. Insgesamt sind 538 Wahlmännerstimmen zu verteilen, dementsprechend braucht der Kandidat mindesten 270 Wahlmännerstimmen, um die Wahl zu gewinnen. In vielen Staaten Amerikas ist das Ergebnis zu erwarten, da sie republikanisch oder demokratisch geprägt sind. Anders sieht es in ´swing states` aus, in denen das Rennen oft knapp ist und diese letztendlich auch die Wahl entscheiden können. Auch im Jahr 2020 waren diese Staaten von besonderer Bedeutung: Während es am Anfang der Wahl sehr nach einem Wahlsieg der Republikaner aussah, konnte Demokrat Joe Biden durch das Eintreffen der Briefwahlstimmen aufholen und viele dieser unsicheren Staaten für sich gewinnen.  

Obwohl 2020 die Wahlbeteiligung stieg, gaben nur 62 % der AmerikanerInnen ihre Stimme ab, aber warum?  Ich durfte in dieser Wahl mein Privileg nutzen und meine Stimme abgeben, doch wurde mir schnell bewusst, dass das Wählen in den USA wesentlich schwerer ist als anderorts. Zuerst muss sich jede/r Bürger/in registrieren lassen, ein Prozess, der viel Zeit in Anspruch nimmt: Persönlich dauerte mein Wahlprozess über zwei Monate. Da ich die Einzige meiner Familie war, die wählen wollte, fand ich es schwer, genügend Informationen zu dem Wahlprozess zu finden und alles richtig auszufüllen, denn bei dem kleinsten Fehler deiner Dokumente, könnte dein Staat dich von der Wählerliste streichen lassen und deine Stimme als ungültig werten. 

Nach vier langen Jahren atmen viele AmerikanerInnen endlich wieder auf. Joe Biden aber besonders auch Vizepräsidentin Kamala Harris bringen viel Hoffnung mit sich: Sie schreibt als erste Frau, Afroamerikanerin und asiatische Amerikanerin in einer so hohen Position Geschichte. Das Demokraten-Duo muss jedoch nicht nur einen Scherbenhaufen beseitigen, sondern einen ganzen Müllhaufen, denn Donald Trumps konservative Politik brachte viele Kontroversen und Skandale mit sich, und das nicht nur auf Twitter. Umso wichtiger wird die Präsidentschaft Bidens, denn schon in seiner ersten Rede an das Land versucht er das gespaltene Amerika wieder zusammenzubringen. 

„Ich werde der Präsident aller Amerikaner sein“, verspricht er am Tag seiner Amtseinführung, dem 20. Januar 2021 und kündigt damit auch seine Ziele an. Beispielsweise will er innenpolitisch den Corona-Virus in den Griff kriegen aber auch Bewegung in die Klimapolitik bringen. In den ersten Stunden seiner Präsidentschaft unterzeichnete Biden 17 Verordnungen und machte viele Entscheidungen Trumps rückgängig: Die USA tritt wieder dem Klimaschutzabkommen von Paris und auch der WHO bei. Außerdem wird der sogenannte „Muslim Ban“ aufgehoben, der zuvor die Einreise in die USA aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten verbot. 

Eins ist schon jetzt sicher: Die Aufgaben, die auf den neuen Präsidenten und seine Regierung zukommen, sind groß, die Herausforderungen vielfältig. Daher hoffen wir alle, dass Joe Biden weniger Zeit auf Twitter verbringen wird als sein Vorgänger.  

Lina Smith 

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