Coronakrise=Selbstständigenkrise – Ein Kommentar
Aufgrund der Corona-Pandemie sind aktuell sehr viele Grundrechte der Bürger in Deutschland stark eingeschränkt.
Es gelten Reisewarnungen, Theater, Restaurants und Messen bleiben geschlossen. Schulen jedoch bleiben offen.
Tätowierern und Piercern ist es verboten, ihren Betrieb zu führen. Friseure jedoch dürfen ihrer Tätigkeit nachgehen. Gottesdienste bleiben erlaubt.
Seit mehreren Wochen steigen die täglichen Infektionszahlen wieder drastisch. Das ist der Grund für die wieder härteren Einschränkungen.
Der Schutz des Lebens und das Recht auf körperliche Unversehrtheit werden hierbei über die anderen Grundrechte gestellt.
Alte Menschen und Risikogruppen werden geschützt, weil die Rechte aller eingeschränkt sind.
Außerdem ist das neue Virus noch sehr unerforscht, man weiß Nichts über mögliche Langzeitfolgen für Genesene.
Das deutsche Gesundheitssystem soll nicht überlastet werden, deshalb muss ein schnelles Steigen der Infektionszahlen unbedingt verhindert werden.
Auf der anderen Seite stehen allerdings die Künstler, Gastronomen, Tätowierer und Piercer. Viele Menschen in diesen Branchen arbeiten selbstständig und sind auf den laufenden Betrieb angewiesen. In den vergangenen Monaten taten diese Menschen alles, um eine Ansteckung während ihrer Tätigkeit nahezu unmöglich zu machen.
Teure Lüftungsanlagen wurden installiert, auf Abstände geachtet, nur die Hälfte der verfügbaren Tische besetzt und und und.
Nun werden diese Menschen, die durch Theater, Musik und Gastronomie unsere Kultur weitestgehend prägen, im Stich gelassen und dazu gezwungen, ohne Einnahmen irgendwie zu überleben.
Wenn die Existenz bedroht ist, ist das Recht auf Leben dann so gewährleistet?
Dem entgegengesetzt bleiben Friseure geöffnet. Das Ansteckungsrisiko beim Friseur entscheidet sich kaum zu dem in einem Piercing- oder Tattoostudio. Die Auswahl der Beschränkungen wirkt diesmal fast schon willkürlich.
Des Weiteren bleiben Schulen geöffnet. Hier wäre ein Argument zur Schließung, dass, im Gegensatz zu Selbstständigen, Lehrer verbeamtet sind und nie wegen einer Schulschließung um ihre Existenz fürchten müssten.
Das Homeschooling ist mittlerweile besser erprobt, als noch im März und so wäre es sinnvoller, die Schulen für die nächsten Wochen zu schließen. Die Infektionsrisiken in der Bevölkerung ließen sich so an viel sinnigeren Stellen reduzieren.
Es ist momentan auf jeden Fall wieder wichtig und sinnvoll härtere Maßnahmen durchzusetzen, um schlimmeres zu verhindern, doch aber bitte an Stellen, die keine Existenzen zerstören, während Karstadt, H&M und Co. ihren Betrieb weiterführen dürfen.
Es sollte darauf geachtet werden, dass einzelne Existenzen nicht zugrunde gehen, sondern wir alle möglichst glimpflich aus dieser Krise kommen, ohne Kollateralschäden billigend in Kauf zu nehmen.
Wenn Schulen statt Theater und Restaurants geschlossen würden, würden Risikogruppen geschützt, Selbstständige aber trotzdem in ihrer Existenz gesichert werden.
Die Kultur wäre geschützt und wir könnten alle noch unsere Freizeit gestalten wie wir wollen – nach Corona.
Ida Glaser