Wie ich mich verlor
Es war ein kalter Winterabend. Nur wenige Tage vor Weihnachten. Meine Familie und ich lagen gerade auf der Couch und sahen uns Weihnachtsfilme an, doch meine Mutter wollte noch eine Runde rausgehen. „Das wird uns allen guttun“, sagte sie. Also zogen wir uns unsere Sachen an. Schuhe, Jacke, Mütze, Schal. Es war bitterkalt, als wir aus der Tür traten. Wahrscheinlich sogar Minusgrade. Meine Familie lief den „alten Graben“ entlang. Eine kleine Straße in der Kleinstadt Gelnhausen. Mein Vater schlug etwas vor: „Wie wäre es, wenn wir heute mal die dunkle Gasse nehmen? Siehst du, dort unten!“ Er zeigte auf eine dunkle Gasse, die etwas nach unten führte. Meine Mutter verneinte, doch ich wollte unbedingt dort hin. „Für mich ist immer Halloween“, versuchte ich meine Mutter zu überzeugen. Und es klappte. Sie gab nach. „Okay, aber nicht zu lange!“. Also liefen wir den dunklen Weg runter tief in den Wald. Es war so ruhig und still. Es war in der Dunkelheit fast schon wieder idyllisch. Wir liefen weiter und weiter und verloren die Zeit aus den Augen. Als mein Vater auf sein Handy schaute, sah er, dass es fast Mitternacht war. Dieser Weg schien ewig zu gehen. Ich hörte plötzlich hinter mir ein Knacken und drehte mich um. Ganz plötzlich ertönte ein Knallen und ich hörte einen Schrei. Meine Mutter lag blutverschmiert und tot auf dem Boden. Ein weiterer Knall welcher allerdings nicht traf. Ich war geschockt. Mein Vater stürmte auf den Mann zu, der die Pistole hielt. Knall, Knall, Knall. Aber er stoppte nicht, er stürzte sich auf den Mörder, versuchte mich zu retten. Knall. Blut spritzte. Er viel zusammen und Blut strömte aus seiner Schläfe. Dieser Anblick schockte mich so, dass ich mich nicht bewegen konnte. Ich schaute auf meine toten Eltern und in diesem Moment starb der gute Teil meiner Seele. Wobei. Was ist eigentlich gut? Irgendjemand hatte die Polizei gerufen. Sie nahmen den Mörder mit und mich auch. Ich wurde zu einer Pflegefamilie gebracht, die ich aus Verzweiflung angriff. Ich wandelte von Pflegefamilie zu Pflegefamilie. Am Ende tötete ich die letzte. Meine Pflegemutter erstach ich mit einer Glasscheibe. Meinen Pflegevater ertrank ich. Daraufhin stürzte ich mich vom Fenster. Dies war die Geschichte wie ich erst meine Eltern, dann meinen Verstand und letztendlich mich verlor.
Julian Scheuren