Die Stadt der Hängenden
Achtung: Diese Kurzgeschichte könnte für jüngere Leser nicht geeignet sein.
Ich saß am Lagerfeuer mit meinen Freunden. Wir erzählten uns gerade Gruselgeschichten, da fragte mein Freund Frank: „Wollt ihr eine Geschichte hören, die euch erzittern lässt? Ihr werdet das Bild nie wieder aus eurem Kopf bekommen! Also seid gewarnt!“ Ich antwortete: „Nun erzähl schon“
„Okay, es war einmal ein Forscher für paranormale Aktivitäten namens Milo. Er wollte eine berüchtigte Stadt erforschen, da dort viele Menschen verschwanden und man sie erst nach einem Monat aufgehängt in ihrer Wohnung fand. Er kaufte sich ein Ticket für die Bahn, welche allerdings einen Kilometer vor der Stadt endete. Den Rest musste er zu Fuß bewältigen. Durch den Sumpf. Milo hatte keine Angst – er hielt das alles für eine Verschwörungstheorie.
Als er ankam, empfingen ihn die Bewohner mit offenen Armen und baten ihm sogar ein kostenloses Zimmer an. Dies nahm er dankend an.
Er wollte nur schlafen, doch die Bewohner wollten noch mit ihm zu Abend essen. In einem Restaurant bestellte er einen Tee und einen Braten. Es schmeckte köstlich. Nach diesem Festschmaus legte sich Milo ins Bett und schlief ein. Als er aufwachte, war es noch dunkel. Milo schaute auf die Uhr und sah, dass es schon 10 Uhr morgens war. Trotzdem war es dunkel. Und es war still. Milo machte sich einen Kaffee und ging heraus. Er schnappte sich eine Kamera und filmte die Dunkelheit.
Auf der Suche nach Menschen durchquerte er die Stadt. Niemand war da. Nur ein Schatten über allem. Es war neblig. Eigentlich mochte er dieses Klima, doch irgendetwas war falsch. Als er sich weiter von seiner Unterkunft entfernte, sah er etwas, was ihn schockierte. Überall aufgehängte Personen. Der Nebel löste sich auf und Milo ging in ein Haus. Eine ältere Dame hing dort. Die Leiterin der Unterkunft. Milo rannte und rannte. Er wollte das nicht mehr sehen. Doch er bewegte sich nicht vom Fleck. Er war wie gelähmt. Nach und nach bewegte er sich, ohne, dass er es wollte in Richtung einer Leiche. Plötzlich drehten sich die Augen der Leiterin einmal um sich selbst und der Knoten um ihren Hals löste sich. Sie und die anderen Gehängten bewegten sich langsam im gleichen Tempo auf Milo zu. Dieser lief weg, aber die Toten folgten ihm. Als ihn dann ein Toter berührte, verspürte er unglaubliche Angst. Eine Schlinge legte sich wie durch eine unsichtbare Kraft um Milos Hals und zog sich fest. Ein Toter spuckte eine schwarze Masse aus, welche, als Milo schrie, in seinen Mund landete und ihn erstickte. Dann hob sich die Schlinge an und Milo war tot. Seitdem nennt man die Stadt: Die Stadt der Hängenden…“
Ich war geschockt. Wie gut Frank eine Geschichte erzählen konnte. „Ich glaube, ich habe mich gegruselt!”, sagte ich verängstigt. Frank antwortete: “Stell dich nicht so an, war doch gar nicht so schlimm!” Weil ich langsam etwas müde wurde, fragte ich: “Wollen wir jetzt schlafen gehen?” – ohne zu wissen, ob ich nach dieser Geschichte überhaupt noch schlafen könnte. Ich legte mich also hin und schlief zu meiner Überraschung relativ schnell ein.
Als ich aufwachte, sah ich, dass Frank an einem Baum erhängt worden war.
07.05.24 Julian Scheuren